Der 12. Mai ist der Internationale Tag der Pflege
Am internationalen Tag der Pflege im Fokus - die Pflegefachkräfte: Die Pflege am Bett gehört zu ihren täglichen Aufgaben. Fotos: Jochen Quast
Ziel dieses Tages ist, auf die wichtige Arbeit der Pflegekräfte aufmerksam zu machen und für den Beruf zu werben. Im Interview spricht Hans-Walter Russu, Pflegedirektor im HELIOS Klinikum Uelzen, über die Herausforderungen des modernen Pflegeberufes.
Der Tag der Pflege dient vor allem dazu, sich bei den Pflegenden für ihren unermüdlichen Einsatz zu bedanken. Warum ist das so wichtig?
Hans-Walter Russu: Die Kollegen in der Pflege hier im Klinikum sind mit Herz und Seele dabei. Für sie ist der Beruf mehr eine Berufung. Sie alle haben unsere Anerkennung und mehr Wertschätzung verdient. Sie sind gut ausgebildet und qualifiziert, kümmern sich Tag für Tag, rund um die Uhr um die Patienten. Die Kollegen arbeiten, wenn andere Menschen frei haben. Leider erfährt die Pflege in der Bevölkerung aber immer noch zu wenig gesellschaftliche Anerkennung.
Was macht den Pflegeberuf in einem Krankenhaus so besonders?
Hans-Walter Russu: Ganz klar, die Vielfalt. Pflegekräfte benötigen ein hohes Maß an Sozialkompetenz, Kommunikationsfähigkeit und Freundlichkeit. Dazu kommen fundierte medizinische Kenntnisse und teilweise auch technisches Wissen. Wer als examinierte Fachkraft arbeiten möchte, muss eine dreijährige Ausbildung absolvieren, zum Beispiel an unserem Bildungszentrum hier in Uelzen.
Tatsächlich ist das Image dieses Berufsbildes angekratzt. Es heißt häufig, die Pflege sei überlastet. Stimmt das?
Hans-Walter Russu: Die Anforderungen und die Arbeitsabläufe in der Pflege haben sich in den letzten 20 Jahren massiv verändert. Damals wurden die Patienten noch durchschnittlich 14 Tage in deutschen Kliniken behandelt, heute liegt der Bundesdurchschnitt bei 7,4 Tagen, gleichzeitig hat die Anzahl der Patienten in Deutschland um gut ein Viertel zugenommen. Es hat also in den letzten Jahren ein Wandel stattgefunden, der sich heute in einer Arbeitsverdichtung zeigt, mit der wir und alle Kollegen im Gesundheitswesen umgehen müssen. Früher war die Pflege viel mehr in der Rolle des Umsorgens, wobei Sie heute mehr in der Rolle des Versorgens ist. Dazu kommen die aktuellen Vorgaben, wonach die Kollegen heute viel mehr Zeit für die Dokumentation aufwenden müssen.
Wie können Sie da Abhilfe schaffen?
Hans-Walter Russu: Es ist ganz wichtig, dass wir die Entwicklungen der letzten Jahre mit den Mitarbeitern besprechen und Sie auch für die zukünftigen Herausforderungen mit ins Boot nehmen. Zum einen optimieren wir Prozesse im Arbeitsalltag, um Freiräume zu schaffen. Zum anderen versuchen wir natürlich unsere aktuellen freien Stellen in der Pflege zeitnah zu besetzen. Gelingt uns das nicht, müssen wir perspektivisch überlegen, welche Tätigkeiten wir auf andere Berufsgruppen übertragen können, die besser am Markt zu finden sind – das gilt zum Beispiel für Aufgaben aus den Bereichen der Essensversorgung der Patienten oder auch der Logistik. Wir legen zudem viel Wert auf die Aus- und Fortbildung unserer Mitarbeiter, versuchen sie durch zusätzliche Angebote zu motivieren, sich fit zu halten. Nicht zuletzt, erhalten sie, zu ihrem Jahresurlaub, zusätzlich laut Tarifvertrag noch zehn freie Tage im Jahr.
Sie haben es angesprochen, im Klinikum gibt es freie Stellen im Bereich der Pflege. Warum?
Hans-Walter Russu: Der vielbesagte Fachkräftemangel macht auch vor unserer ländlichen Region nicht Halt. So wie das Klinikum suchen in der Umgebung zahlreiche andere Kliniken, Pflegeheime und Pflegedienste examinierte Mitarbeiter. Derzeit haben wir einige unbesetzte Stellen, aber – und das betone ich ausdrücklich - nicht weil wir niemanden einstellen wollen, sondern weil wir nicht genügend gutes und qualifiziertes Personal finden. Wir sind aber sehr optimistisch, dass wir diese Stellen im Sommer durch die Übernahme von frisch examinierten Fachkräften aus unserem Bildungszentrum hier in Uelzen besetzen können.
Wie viele Pflegefachkräfte sind am HELIOS Klinikum Uelzen beschäftigt?
Hans-Walter Russu: Am Klinikum arbeiten rund 300 examinierte Pflegekräfte, in Voll- bzw. Teilzeit. Dazu kommen die fast 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Medizinisch-technischen Dienst und dem Funktionsdienst sowie 90 Auszubildende.
Wie sehen Sie die Zukunft des Pflegeberufes?
Hans-Walter Russu: Klar ist, dass sich der Beruf weiter spezialisieren wird. Es gibt viele Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten bis hin zu verschiedenen Studiengängen, auch Aufstiegschancen. Diese positiven Entwicklungen werden in der Öffentlichkeit nicht immer wahrgenommen. Daran müssen wir alle gemeinsam arbeiten. Als Pflege sind wir an der Genesung unserer Patienten sowie am Image und Erfolg der Kliniken beteiligt. Darauf sind wir stolz, das möchten wir zeigen, aber dafür benötigen wir auch Nachwuchs, der mit Herz und Verstand den Beruf ausübt, kommunikativ und belastbar ist und einfach gerne mit Menschen arbeitet.