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Am 7. März 2016 ist der Tag der gesunden Ernährung

Der Wasserstoff-Atemtest gibt schon nach wenigen Stunden Aufschluss darüber, ob eine Laktoseunverträglichkeit vorliegt. Foto: HELIOS Klinikum

Der enorme Einfluss unserer Ernährung auf das Wohlbefinden ist längst wissenschaftlich belegt. Doch besonders in diesem Bereich kursieren viele Halbwahrheiten und Mythen. So scheinen plötzlich immer mehr Menschen an einer Laktoseintoleranz zu leiden.

Was steckt dahinter?

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Milch zum Müsli am Morgen, eine Sahnesoße zu den Nudeln am Mittag und schon geht das Grummeln los. Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall, Übelkeit – rund 10 Prozent der Deutschen leiden unter diesen Symptomen, wenn sie Milch oder Milchprodukte zu sich nehmen. Wer sich im Bekanntenkreis umhört, könnte aber schnell auf den Gedanken kommen, dass es noch viel mehr Betroffene gibt. Denn die Milchzuckerunverträglichkeit (Laktoseintoleranz) ist scheinbar zu einem Massenphänomen geworden, immer mehr Produkte im Supermarkt weisen sich werbewirksam als "laktosefrei" aus. Doch viele Darmstörungen gehen auch auf Stress oder schlechte Ernährungsgewohnheiten zurück. Dr. Ingo Böcker, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, und Dr. Kezban Aydemir, Ernährungsmedizinerin an der der HELIOS St. Elisabeth Klinik Oberhausen, fassen daher die wichtigsten Informationen rund um den "Milchzucker" zusammen.

Das Wichtigste schon mal vorweg: "Laktoseintoleranz ist weder eine Krankheit noch eine Allergie - es ist eine Lebensmittelunverträglichkeit. Die Betroffenen können den Milchzucker, die Laktose, nicht mehr richtig  abbauen und haben daher Probleme bei der Verdauung", erklärt Dr. Ingo Böcker, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin der HELIOS St. Elisabeth Klinik Oberhausen.

In den ersten Lebensmonaten produzieren wir alle – als "Säugetiere" auf die Muttermilch angewiesen – das Verdauungsenzym Laktase, das den Milchzucker in seine Einzelbestandteile, die Galaktose und Glukose, spaltet. Nur so kann er von unserem Körper verwertet werden. Später, wenn wir uns nicht mehr hauptsächlich von Milch ernähren, sinkt die Aktivität des Enzyms stark ab. So gelangt die Laktose als ganzes Molekül in den Darm und wird zum Festschmaus für die dort ansässigen Bakterien. Die Folge: eine erhöhte Gasproduktion, die starke Blähungen verursachen kann. Dazu zieht die verbliebene Milchsäure Wasser an und verflüssigt den Stuhl. Bei rund 90 Prozent der Nordeuropäer aber hat die Natur selbst für Abhilfe gesorgt, um das zu vermeiden. Eine einfache Genmutation, die sich in den letzten Jahrhunderten vermehrt durchgesetzt hat, ermöglicht es den meisten Erwachsenen lebenslang ohne größere Probleme Milch zu genießen. Zum Vergleich: Im asiatischen Raum können das nur rund sechs Prozent.

Manchmal entsteht eine Laktoseintoleranz aber auch anderweitig: bei chronischen Darmkrankheiten oder veränderten Verhältnissen im Magen-Darm-Trakt, etwa nach einer Operation. Zugleich können die typischen Symptome auch andere Ursachen haben. Stress, zu schnelles Essen oder ungesunde Lebensmittel schlagen vielen Menschen vermehrt auf den Magen.

Käse und Joghurt sind meistens gut verträglich

Egal, wodurch die Intoleranz hervorgerufen wird, entscheidend für die Betroffenen ist die Menge der Laktose: Milch, Buttermilch, Molke und Eiscreme etwa haben einen hohen Laktosegehalt und sollten gemieden werden. Diese Produkte gibt es allerdings in laktosefreier Form zu kaufen. Viele denken, dass sie auch auf Käse verzichten müssten. Ein Irrtum: "Der normalgereifte Käse ist unproblematisch. Hart- und Schnittkäse enthalten nahezu keinen Milchzucker, denn durch den Reifungsprozess wird die enthaltene Laktose abgebaut", erklärt die Ernährungsmedizinerin Dr. Kezban Aydemir. Auch Sauermilchprodukte wie natürlicher Joghurt und Kefir sowie probiotische Lebensmittel werden häufig gut vertragen. Soya- oder Reismilch sind zudem Alternativen zur Kuhmilch. Schaf- und Ziegenmilch enthalten entgegen der gängigen Meinung durchaus Laktose. Generell gilt: Die meisten müssen nicht ganz auf Milchzucker verzichten, selbst bei einer ausgetesteten Laktoseintoleranz reicht eine laktosearme Ernährung häufig aus. Auch Medikamente, die manchmal kleine Mengen des Milchzuckers enthalten, sind in der Regel bedenkenlos verwendbar.

Wer sich trotzdem ab und an ein Eis oder eine Tasse Milch gönnen möchte, kann sich auch Abhilfe in der Apotheke oder dem Drogeriemarkt beschaffen. Dort sind die dem Körper fehlenden Enzyme rezeptfrei meist in Tablettenform erhältlich. Sie werden zeitgleich mit dem Eis eingenommen.

Für Allergiker hingegen ist die genaue Kennzeichnung der Nahrungsmittel lebensnotwendig: Denn eine Laktoseunverträglichkeit ist von einer Milcheiweißallergie sehr genau zu unterscheiden. Bei letzterer handelt es sich um eine Autoimmunreaktion des Körpers. Die Allergiker reagieren zum Teil heftig auch auf kleinste Mengen des Milcheiweißes – bis hin zum lebensbedrohlichen anaphylaktischen Schock. Sie müssen Milchprodukte und deren Spuren gänzlich meiden und tragen für den Notfall auch einen Ausweis mit sich.

Was tun bei Verdacht auf eine Intoleranz?

Wer die Vermutung hat, Milchzucker nicht zu vertragen, kann zunächst ein Ernährungsprotokoll führen und notieren, was er gegessen und getrunken hat und wann die Symptome aufgetreten sind. Erhärtet sich der Verdacht, sollte man sich medizinisch untersuchen lassen. Auch die HELIOS St. Elisabeth Klinik bietet Betroffenen die Möglichkeit zur Abklärung.

"Das von uns angewendete Verfahren mit einem Wasserstoff-Atemtest ist sehr genau und gibt schon nach wenigen Stunden Aufschluss darüber, ob eine Unverträglichkeit vorliegt", so Dr. Ingo Böcker. Der "Proband" trinkt dabei eine Laktose-Testlösung und gibt dann über eine bestimmte Zeit "Atemproben" ab. Kann der Körper den Milchzucker nicht richtig verarbeiten, entsteht durch die gehäufte Bakterienaktivität im Verdauungstrakt Wasserstoff, der wiederum über die Schleimhäute ins Blut und damit in die Atemluft gelangt.

Fest steht allerdings: Laktoseunverträglichkeit ist keine Modeerscheinung – denn die Zahl der Betroffenen hat nicht zugenommen, die Zahl der Diagnosen hingegen schon. Denn dank verbesserter Messverfahren und verstärkter Aufklärung lässt sich die Intoleranz heute gezielter feststellen.

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