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Großbritannien zählt zu den wichtigsten Handelspartnern.

IHK baut auf wirtschaftsnahe Lösungen bei weiteren Verhandlungen.

"Der Ausstieg der Briten aus der Europäischen Union (EU) ist ein großer Rückschlag für die regionale Wirtschaft", sagt Michael Zeinert, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Lüneburg-Wolfsburg. "Großbritannien ist für niedersächsische Unternehmen nach den Niederlanden der zweitwichtigste Absatzmarkt. Betroffen ist jetzt vor allem der Automobilsektor, der aktuell den größten Anteil an den niedersächsischen Exporten nach Großbritannien stellt. Nach der drastischen Abwertung des Britischen Pfund werden wir hier schon kurzfristig Auswirkungen zu spüren bekommen."

Im vergangenen Jahr gingen 8,5 Prozent aller Exporte aus Niedersachsen nach Großbritannien, der Warenwert betrug rund 7,1 Milliarden Euro. In umgekehrter Richtung wurden Waren im Wert von rund 3,5 Milliarden Euro aus Großbritannien nach Niedersachsen gebracht, damit belegte das Königreich 2015 den sechsten Platz mit einem Anteil von 4,3 Prozent an den gesamten Importen. „Wenn Handelsprivilegien wie Zollfreiheit, freier Kapitalverkehr, Freizügigkeit sowie Niederlassungs- und Dienstleistungsfreiheit mit dem Brexit wegfallen, bedeutet das für unsere heimischen Exporteure mehr Bürokratie und höhere Kosten. Das trifft vor allen kleinere Unternehmen, für die Großbritannien heute ein interessanter Markt ohne nennenswerte Sprach- oder Kulturbarrieren ist“, sagt Zeinert.

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Die anstehenden Verhandlungen zwischen der EU und Großbritannien sollen innerhalb von zwei Jahren abgeschlossen sein, eine Verlängerung kann jedoch vereinbart werden. "Die Änderungen für deutsche Unternehmen werden somit erst in einigen Jahren eintreten, dennoch ist bereits während der Verhandlungsphase mit einer Investitionszurückhaltung auf beiden Seiten zu rechnen", sagt Zeinert. "Jetzt kommt es darauf an, Übergangsfristen mit Augenmaß zu vereinbaren, um negative Auswirkungen auf die Wirtschaft gering zu halten."

Foto: IHK-Hauptgeschäftsführer Michael Zeinert (t&w / nh)

Für die zukünftigen Beziehungen der EU mit Großbritannien sind drei Szenarien vorstellbar: Erstens könnte Großbritannien für die EU ein Drittstaat werden. Da Großbritannien Mitglied der Welthandelsorganisation WTO ist, würden für den Handel mit Deutschland die WTO-Regeln gelten. Die Alternative wäre, dass die EU und Großbritannien ein Freihandelsabkommen vereinbaren, das mehr oder weniger umfassend ausgestaltet werden kann. Zeinert warnt: "Für einen solchen Fall liegen keinerlei Erfahrungswerte vor und die Materie ist sehr komplex. Bis zu einem Vertragsabschluss könnten viele Jahre vergehen." Als dritte Möglichkeit könnte Großbritannien entscheiden, die EU zu verlassen, aber dem Europäischen Wirtschaftsraum beizutreten. Damit würden die vielen Grundfreiheiten des freien Verkehrs von Waren, Dienstleistungen, Kapital und Menschen gelten. Großbritannien müsste dabei auch weiter in die EU-Kassen zahlen, es könnte aber die EU-Politik nicht mehr mitgestalten. Daher gilt dieses Szenario als eher unwahrscheinlich.

Für die restlichen Mitgliedsstaaten sollte der Brexit ein Signal sein, noch enger zusammenzurücken, um die anstehenden Herausforderungen gemeinsam zu meistern, sagt Zeinert: "Jetzt ist viel Fingerspitzengefühl gefragt: Die EU muss einerseits die Handelsbeziehungen mit Großbritannien auf eine starke und unbürokratische Basis stellen. Gleichzeitig darf sie nicht das Signal senden, dass man die Vorteile der EU-Mitgliedschaft nutzen kann – ohne sich an den Kosten zu beteiligen."

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